Arbeitspaket 1:
Expertennetzwerk
Dieses federführend von der TU Berlin durchgeführte Arbeitspaket gliedert sich in (1) die Bestimmung von Erfolgsfaktoren telemedizinischer Anwendungen und (2) in die Analyse der Evolution
und Wirkung von Expertennetzwerken in der Telemedizin.
(1) Alle aktiven Anbieter haben erhebliche Schwierigkeiten bei der wirtschaftlichen Umsetzung der Telemedizin. Dabei ist trotz der
Rolle der Technik als Enabler der Telemedizin zu verzeichnen, dass Anbieter weniger an der technischen Komplexität als an der Komplexität der Umsetzung in realen Prozessen am Markt scheitern.
Das derzeit technisch machbare Potential kann bei weitem noch nicht in praktischen Lösungen ausgeschöpft werden. Erste Studien belegen, dass die mangelnde Kooperation und Interoperabilität der Anbieter,
Informationsdefizite bei den Anwendern (Ärzte, Patienten, Krankenkassen), die mangelnde Kompatibilität der Telemedizin mit bei den Anwendern existierenden Kompetenzen und Prozessen und der
mangelnde Zugang der Anbieter zu Test- und Evaluierungsmöglichkeiten zentrale Barrieren sind. Diese Studien haben jedoch methodische und inhaltliche Schwächen. So waren sie auf die Analyse sehr
weniger Projekte beschränkt und kaum in der Lage, gescheiterte Projekte zu betrachten. Weiterhin konnten diese Studien nicht die volle Breite möglicher Barrieren abdecken und die Wechselwirkungen
zwischen den Barrieren analysieren. Daher verbleibt trotz allem eine hohe Unsicherheit hinsichtlich der Frage "Warum scheitern Telemedizin-Projekte?", die in diesem Vorhaben beantwortet werden soll.
Dabei sind neben produktbezogenen Barrieren auch mitarbeiter-, organisations-, zusammenarbeits-, und standortbezogene Barrieren zu berücksichtigen und hinsichtlich ihrer Wirkung in den Phasen des
Innovationsprozesses zu beschreiben. Als Ergebnis werden aktuellen und potentiellen Anbietern telemedizinischer Anwendungen Handlungsempfehlungen zur Optimierung ihres Angebotes gegeben.
(2) Innovationsprozesse in der Telemedizin besitzen zwei grundlegende Eigenschaften. Zum einen ist die Entwicklung und Umsetzung der Telemedizin maßgeblich durch das Zusammenwirken von Experten der
Anbieter- und Anwenderseite und Wissenschaft in Expertennetzwerken gekennzeichnet. Diese Akteure bringen u.a. medizinische, technische, gesundheitsökonomische, betriebswirtschaftliche und rechtliche
Kompetenzen in den Innovationsprozess ein. Zum anderen ist die Telemedizin durch eine Vielzahl möglicher Anwendungen geprägt, die mit Bezug auf die fokussierten Krankheitsbilder (z.B. Herzinsuffizienz
oder Diabetes) und der implementierten technischen Unterstützung variieren. Hinzu kommt, dass die jeweiligen Anwendungen von mehreren unabhängigen Anbietern angeboten werden. Gemein sind allen
Anwendungen jedoch die Notwendigkeit der Interoperabilität und allgemein anerkannter Standards. Interoperabilität der Anwendungen ist die Grundlage für Herausbildung von ganzheitlichen Lösungen,
die über singuläre Anwendungen hinausgehen. Anerkannte Standards, z.B. im Bereich der Mitarbeiterqualifikation oder des Qualitätsmanagements sind notwendig, um die Telemedizin auf breiter Basis
in das Gesundheitswesen integrieren zu können. Wir vereinen beide Sichtweisen - Expertennetzwerke sowie Interoperabilität / Standards und analysieren wie Expertennetzwerke entstehen und sich weiterentwickeln.
Dabei hinterfragen wir, wie Expertennetzwerke als Ganzes und wie einzelne Akteure (Rollen) die Herausbildung von Standards und interoperabler Lösungen beeinflussen. Aus der Bestimmung von Defiziten der
aktuellen Zusammenarbeit von Anbieter-, Anwender- und Wissenschafts-Community werden Unterstützungsinstrumente abgeleitet und gemeinsam mit den Partnern im Projekt sowie mit weiteren Akteuren in der
Telemedizin umgesetzt.
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